Die Gründungsgeschichte des SV Vorwärts 1919 e.V.
Der Sportverein “Vorwärts” ist ein Kind der 1919 noch selbständigen Gemeinde Bakelde, die 1929 nach Nordhorn eingemeindet wurde. Kurz nach Beendigung des Krieges wurden in Bakelde Stimmen laut, die – nach dem Vorbild des zehn Jahre vorher gegründeten Sportvereins Sparta – die Gründung eines eigenen Sportvereins verlangten. Im April 1919 war es dann soweit: In der Gastwirtschaft Harmsen (heute Motel Rammelkamp) kamen sieben junge Männer, darunter auch der Vater unseres jetzigen 1. Vorsitzenden Gerhard Snieders, Jan-Hindrik Snieders, zusammen und gründeten den “SV Vorwärts Bakelde”. Die kleine Schar setzte in den folgenden Monaten und Jahren alle Hebel in Bewegung, um weitere Mitglieder für Ihre Idee zu werben. Sie hatte Erfolg, als sich die Verhältnisse allmählich wieder stabilisierten. Der 1. Vorsitzende wurde Sportkamerad Busch, der sich auch in den darauf folgenden Jahren zusammen mit L. Boermann große Verdienste erworben hat.
Der erste Sportplatz
Bald war es soweit, dass eine Mannschaft aufgestellt werden konnte und die erste Garnitur Kluften wurde beim Sporthaus Dunker in Gronau für 11,00 DM gekauft. Die Farben: blau/gelb. Natürlich musste jeder Spieler die Kluft selbst bezahlen. Bauer Harink, der für die Bestrebungen der jungen Leute viel Verständnis zeigte, kam ihnen mit der Bereitstellung eines Grundstückes an der Lingener Straße, unweit der Gaststätte Weernink, entgegen. Sofort machten sich die Sportler an die Arbeit, um ihren ersten Sportplatz herzurichten. Auch in der Gemeinde Hesepe liefen damals Bestrebungen, einen eigenen Sportverein zu gründen, und so kam es mit diesen jungen Leuten aus der Nachbarschaft zum ersten Spielabschluss. Das Treffen verlief für die Bakelder erfolgreich, für die Heseper aber war es das erste und letzte Spiel. Der erste Fußball wurde von dem gerade aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Kameraden Jan Sloot mitgebracht. Der SV Vorwärts wurde in den Westdeutschen Spielverband aufgenommen und konnte von nun an offiziell am Spielbetrieb teilnehmen. Erster offizieller Gegner war der Sportverein Lohne.
Nach der Inflation
In der darauf folgenden Zeit wurden mit den Nachbarvereinen weitere Spiele abgeschlossen und ausgetragen. Einen ersten Schock erhielt der junge Verein durch die Inflation. An eine geregelte Kassenführung war nicht mehr zu denken. Für eine Goldmark gab es bald eine Billion Papiermark, -Zahlen also, die wir heute kaum noch schreiben können. Durch einen ungewöhnlichen Opfermut wurde auch diese Zeit überwunden. Bei Einführung der Rentenmark war der Verein so weit, dass zwei Seniorenmannschaften und eine Jugendmannschaft aufgestellt werden konnten. Jetzt kamen auch aus anderen Stadtteilen, besonders aber auch aus Altendorf, Jugendliche zu dem jungen Verein. Auf Grund dieser Tatsache beschloss eine außerordentliche Generalversammlung den Namen “Sportverein Vorwärts Bakelde” in “Sportverein Vorwärts 1919 Nordhorn” zu ändern. Die gerichtliche Eintragung wurde beantragt und bald konnte man sich e.V. nennen. Der Spielbetrieb weitete sich nun immer mehr aus. Bald konnten weitere Senioren- und Jugendmannschaften und auch Schülermannschaften aufgestellt werden. Das bedingte, dass sich der Verein allmählich um bessere Platz- und Umkleideräume bemühen musste, die vor allen Dingen auch zentral lagen. Im Jahre 1928 übersiedelten die Vorwärtsler zu Evers-Kotting, dessen Söhne sich aktiv in den ersten Mannschaften beteiligten. Die Mitgliederzahl wuchs damals auf über 200 an. Doch dann kam die für manchen Sportverein verhängnisvolle Ära des “Dritten Reiches”. Die auch in Nordhorn bestehende “Deutsche Jugendkraft” wurde aufgelöst. Die Mitglieder sollten sich einem Nordhorner Großverein anschließen, wozu jedoch eine große Anzahl der Fußballspieler keine Lust hatte. Sie schlossen sich dem Sportverein “Vorwärts” an.
Die “berühmte” Gleichschaltung
Verschiedenen Machthabern in Nordhorn und Schüttorf war der aufsteigende Verein ein Dorn im Auge. Kurzerhand wurde seitens der Partei verfügt, dass jeglicher Sportbetrieb zu unterbleiben habe. Begründung: Man wolle gleichschalten und einen Nordhorner Großverein gründen. Dabei spielte Sparta damals in der höchsten deutschen Klasse, der “Sonderliga”. Bei einer “Gleichschaltung” wäre für die hinzukommenden Spieler und erst recht für die unteren Mannschaften ein geregelter Spielbetrieb nicht möglich gewesen.
“Da ligg die Ball”
Die Vorwärtsler machten daher für sich weiter. Als dann an einem Sonntagnachmittag wieder einmal ein Spiel stattfand, kamen gewisse Herren mit Personenkraftwagen vorgefahren und untersagten den Sportbetrieb. Mit dem Ausdruck “Da ligg die Ball” machte ein Zuschauer, der nicht einmal die deutsche Sprache beherrschte, den Parteiabgesandten auf den Ball aufmerksam, der dann beschlagnahmt wurde. Der Spielbetrieb wurde jetzt generell verboten und jede sportliche Betätigung im Verein untersagt.
Als “Fußballabteilung des TV Nordhorn”
Für alle Mitglieder stand jedoch sofort fest, dass man sich niemals dem geplanten Großverein anschließen werde. Man sann nach und suchte nach anderen Wegen. Es war Hermann Schlüter, der mit dem Turnverein Nordhorn von 1894 e.V. Verbindung aufnahm, in der Absicht, im Turnverein eine eigene Fußballabteilung einzurichten. Die Vorstandsmitglieder des Turnvereines, dass muss auch heute noch hoch anerkannt werden, zeigten großes Interesse für diesen Plan und stimmten gerne zu, allerdings mit der Bedingung, dass man wegen der weiten Fahrten eine eigene Kasse führen müsse. Aber das war es ja eben, was man wollte: unter einem anderen Namen den alten Verein erhalten. Eine bei Scheffer einberufene außerordentliche Versammlung des Turnvereines, die sehr stark besucht war, billigte einstimmig den Beschluss des Vorstandes. Man schritt sofort zur Wahl des Vorstandes. An Stelle eines Vorsitzenden hatte “Vorwärts” jetzt in Heinrich Jekker einen Leiter der Fußballabteilung des Turnvereins Nordhorn von 1894 e.V. Dieser Schritt brachte der Fußballabteilung nicht nur einen großen Zuwachs an neuen Mitgliedern, sondern auch die Mitglieder des Turnvereins kamen gerne nach Evers-Kotting, um einem Spiel ihrer Fußballabteilung beizuwohnen. Jetzt entwickelte sich auf dem Sportplatz bei Evers-Kotting ein Leben, wie es vorher nie festzustellen war. Neben den Fußballmannschaften stand der Platz auch den Handballern des Turnvereins und den Spielmannschaften zur Verfügung. Bald musste ein Aushilfsplatz in Anspruch genommen werden. Die “Fußballabteilung des Turnvereins Nordhorn” wurde im ganzen Emsland und darüber hinaus bekannt. Unvergessen bleiben die Duelle, die man sich mit dem Militärsportverein, der den damaligen Nationalspieler Heinz Flotho als Torwart hatte, lieferte.
Der Krieg…
Die Einführung des Arbeitsdienstes und der Wehrmacht machte dann aber, wie in vielen anderen Vereinen, Abstellungen erforderlich. Der geregelte Spiel betrieb hatte hierunter sehr zu leiden. Mit dem zweiten Weltkrieg brach dann das Verhängnis voll herein. Immer mehr Sportler wurden einberufen. Der anfangs bei den Senioren Mannschaften noch notdürftig aufrecht erhaltene Sportbetrieb kam vollkommen zum Erliegen. Man musste sich auf Jugend- und Schülermannschaften beschränken, die aber wegen der dauernden Fliegeralarme auch bedeutende Schwierigkeiten in der Durchführung des Spielbetriebes hatten.
…und ein neuer Aufbau
So sah das Kriegsende im Jahre 1945 einen vollkommen daniederliegenden Sportbetrieb. Die Senioren waren fast alle in Kriegsgefangenschaft, die Jugend ohne Führung. Allmählich regten sich aber doch die Kräfte, die ihre sportlichen Ideale in ihrem alten Verein wieder verwirklicht sehen wollten. Der Turnverein hatte nichts dagegen einzuwenden, dass die Fußballer sich ihren alten Namen “Vorwärts” wieder zulegten. So kamen mit Hans Stangier, Bernhard Egbers, Johann Hüsemann, Friedrich Husmann, Gerhard Balster, Bernhard Krüsel und Heinrich Jecker verantwortungs- bewusste Männer am 13.01.1946 zu einer vorbereitenden Besprechung in der Gaststätte Evers-Kotting zusammen. Leider waren noch nicht alle zurück und man musste sich auch mit der traurigen Tatsache abfinden, dass viele niemals zurückkehren würden. Der Tod hatte auch unter den Vorwärtslern reiche Ernte gehalten. Doch gerade den Gefallenen gegenüber war ein Vermächtnis zu erfüllen, das darin bestand, ihr Erbe fortzusetzen und in ihrem Sinne weiter aufzubauen. In der “Niehues-Villa”, auf dem jetzigen Amtsgericht Grundstück, wurde die Neugründung beantragt. Der englische Kommandant befürwortete diese Neugründung und stellte Stoff für die Fertigung der benötigten Kluften zur Verfügung. Man wählte den alten Vorwärtsler Bernhard Egbers zum neuen Vorsitzenden und schon bald entwickelte sich wieder ein reger Spielbetrieb. Danach löste Franz Lütkenhues Bernhard Egbers im Vorsitz ab. In dieser Zeit kamen vor allen Dingen viele Jugendliche zum Verein. Auch eine Damenhandballmannschaft wurde ins Leben gerufen.
Das “Waldstadion”
In Johann Stangier, der zeitweilig auch Vorsitzender war, und Franz Lütkenhues hatte der Verein zwei Förderer, die sich auch höheren Orts für die Belange der Jugend einzusetzen wussten. Mit Mitteln zur Förderung der Jugend und des Sportlebens, die von der Stadt Nordhorn bereitgestellt wurden, gelang es, den Vorwärtsplatz zu einer mustergültigen Sportanlage auszubauen, die den Namen “Waldstadion” erhielt.